Geschichte der FCJ-Gemeinschaft in der Schweiz

Geschichte der FCJ-Gemeinschaft in der Schweiz

Geschichte der FCJ-Gemeinschaft in der Schweiz

Monseigneur de Chabons, Bischof von Amiens und getreuer Freund, ermutigte Marie Madeleine, sich in England und der Schweiz niederzulassen, als Schwierigkeiten ihre Pläne für Häuser in Frankreich blockierten. Eine Reihe glücklicher Umstände führten zur ersten Schweizer Gründung.


CAROUGE… Eine geschäftige Kleinstadt, 2 km von Genf und 5 km von der französischen Grenze entfernt, wurde durch das Wiener Abkommen von 1815 vom Königreich Savoyen abgetrennt und der Schweiz zugeteilt. Genf war eine puritanische Hochburg. Carouge wurde ein Schutzort für Katholiken, Juden und sogar für einige puritanische Protestanten.

Marie Madeleine d’Houët, eröffnete das Haus in Carouge im November 1832, und erweiterte es zur Unterbringung einer freien Schule, einer Handwerksschule für Mädchen und eines Internates, das europaweit bekannt wurde. Das Internat für junge katholische Mädchen in Carouge zielte auf eine solide christliche Bildung ab, in dem ihnen Liebe zur Religion und dem Studium brauchbarer Wissenschaften gelehrt wurden. Die Uniform bestand aus einem schwarzen Wollkleid, einem weissen und einem rosa Kleid mit einem weissen oder rosa Gürtel und einem schwarzen Seidenhut, der blau gefüttert und geschmückt war. Das Haus hatte einen schönen Garten. Marie Madeleine beschrieb das Haus als angenehm und freundlich und es wurde das administrative Zentrum, bis 1848 das Haus in Paris eröffnet wurde.

Zu der Zeit, als sie das Haus in Carouge aufbaute, lud der Bischof von Lausanne, Freiburg und Genf sie ein, ein weiteres Haus in seiner Diözese in ESTAVAYER zu eröffnen. Beide Häuser waren erfolgreich.

1875 wurden die religiösen Orden aus der Schweiz ausgewiesen. Die Schwestern mussten Carouge verlassen und suchten Zuflucht im 30 km entfernten Dorf VIRY in Hochsavoyen, Frankreich. Der Graf von Viry bot ihnen Unterschlupf im Schloss an, wo die Internatsschülerinnen eine Zeit lang untergebracht wurden. Während dieser Zeit wurde in VEYRIER sous Salève, einem Dorf  ein paar Kilometer entfernt und teils in Frankreich, teils in der Schweiz gelegen, ein neues Steinhaus gebaut mit Platz für 200 Internatsschülerinnen. Es wurde 1877 eröffnet. Heute gehört Veyrier zur Schweiz.

In Frankreich wurden 1901 von der antiklerikalen Regierung Gesetze erlassen, welche die katholische Erziehung betrafen. Lehrinstitute wurden unterdrückt. Viele Gemeinschaften flohen aus Frankreich, davon einige in die Schweiz, aber die Schweizer Regierung begrüsste dies nicht. 1901/2 wurde das Haus in Veyrier vom französischen Staat übernommen. Heute ist es das Maison d’acceuil et de vacances der SNCF , ein Ferienheim für Angestellte der französischen Eisenbahnen.

Mit viel Glück wurde LA CHASSOTTE in Givisiez, Freiburg, einem katholischen Kanton, gefunden, das auf Grund glücklicher Umstände ein internationales Internat wurde. Die Bedingungen waren zu Beginn eng. Neue Häuser wurden benötigt, um die steigende Zahl von Internatsschülerinnen unterzubringen. Während des Krieges von 1914-18 war es den Schwestern möglich, täglich Schüler per Zug mit Medikamenten, Kleidern und Süssigkeiten zu den Verwundeten zu schicken, eine Geste, die von der französischen Obrigkeit mit einer Medaille der Nächstenliebe honoriert wurde. Während des Zweiten Weltkrieges blieben nur vier Schwestern. Die übrigen wurden nach England gerufen und die Kinder gingen nach Hause zurück.

Nach dem Krieg blühte die Schule erneut auf. Die Villa wurde 1959 abgerissen und 1960 durch ein dreistöckiges Haus ersetzt. In den 60er Jahren wurde ein grosser Teil des Gartens für die Autobahn verkauft, die das Grundstück zerschnitt. La Chassotte war bekannt für ihren erfolgreichen Sprachunterricht; Schüler wurden für die Cambridge-Diplome und das französische Baccalauréat vorbereitet. Zwischen 20 und 30 Nationalitäten waren eingeschrieben sowie eine zunehmende Zahl an Tagesschülern. 1975 wurden die ersten Knaben in weissen Hemden, grauen Hosen und grauem Pullover aufgenommen. Viele junge FCJ-Schwestern studierten an der katholischen Universität Freiburg.

In den 1980er Jahren bestand das Personal fast nur noch aus Laien, so dass die Schweizer Behörden keine Niederlassungsbewilligungen “C” mehr für die FCJ-Schwestern erteilten, die an der Schule arbeiteten. 1984 wurde entschieden, La Chassotte zu verkaufen. 1987 fand ein grosses Treffen von ehemaligen und gegenwärtigen Schülern statt. Etwa 500 kamen aus der ganzen Welt, um La Chassotte in einem bittersüssen Zusammentreffen zu feiern. Nach 83 Dienstjahren verliessen die Schwestern La Chassotte.

Seit 2005 findet alle zwei Jahre ein Treffen ehemaliger Schüler von La Chassotte statt, das durch die Ehemaligen selber immer wieder in einem anderen Land organisiert wird. Bei diesen Treffen spürt man die Dankbarkeit gegenüber den FCJ-Schwestern für die hervorragende Arbeit, die sie an der Schule geleistet haben. Dies ist sehr erfreulich. Das nächste Treffen findet im Oktober 2011 in Brüssel statt.

Im September 1987 kamen die Schwestern nach NATERS ins Wallis mit dem Auftrag, in der Alterssiedlung Sancta Maria die älteren Menschen zu pflegen und sich ihrer geistigen Bedürfnisse anzunehmen. Ein zweites Heim, St. Michael wurde 2005 gebaut und dieses Alterszentrum von Naters wurde im Jahr 2007 das grösste des Kanton Wallis und blieb bis heute 2020 so.

Bis im Jahr 2014 arbeitete eine der Schwestern im Kinderhort der von der Gemeinde Naters betrieben wurde. Dieser Kinderhort wurde im Jahr 1989 von den Schwestern eröffnet und feierte im Jahr 2014 25 erfolgreiche und glückliche Jahre.

Im Jahr 2014 wurde die Schwester pensioniert und arbeitet nun auch im Seniorenzentrum in Naters als Seelsorgerin. So lebt und arbeiten nun noch eine kleine Gemeinschaft der Schwestern FCJ im Seniorenzentrum Naters.